Blog: Adaptation Stories


„Etwas ist faul im Staate Dänemark …“

9.12.2018

Nun, eigentlich meine ich heute Deutschland. Gerade nach einem Hitzesommer wie diesem und einer schier endlosen Dürreperiode in weiten Teilen des Landes scheint es mir glasklar auf der Hand zu liegen, dass wir alle etwas für den Klimaschutz als auch Klimaanpassung tun müssen. Nur dann können wir die Lebensqualität und Wirtschaftskraft in unseren Städten, Gemeinden und Regionen erhalten. Klimaschutz und -anpassung sind Grundlagen der Daseinsvorsorge, die  Staat und Kommunen gewährleisten müssen, doch …

 

Während die Erkenntnis, dass wir endlich handeln müssen, so langsam in das Bewusstsein von immer mehr Menschen dringt, ist es bis zum praktischen Handeln häufig immer noch ein weiter Weg. Große Städte und Akteure haben häufig ihre Klimaanpassungsstrategie, kleinere führen jedoch die verschiedensten Hinderungsgründe ins Feld: keine Personalkapazitäten, keine Zeit, keine Ressourcen, andere Sachen sind erst einmal viel wichtiger usw. Dies mag nun berechtigt sein oder teilweise nur so wahrgenommen werden, denn einige kleinere Kommunen machen vor, dass auch dort Klimaschutz und Klimaanpassung möglich sind. Ein Argument, das mir nur hinter vorgehaltener Hand erzählt wird, schockiert mich jedoch. 

 

Wir dürfen gar nicht in Klimaanpassung investieren, ...

 

da wir in der Haushaltskonsolidierung sind. Hier können wir nicht Geld für Sachen ausgeben, die gesetzlich nicht vorgeschrieben sind“.  Wie verrückt ist das denn? Den hessischen Städten und Gemeinden, die unter dem kommunalen Schutzschirm stehen (Kommunen mit hoher Verschuldung können einmalig ein Drittel ihrer Finanzschulden vom Land Hessen erlassen bekommen,  wenn sie sich verpflichten innerhalb eines definierten Zeitraums ein ordentliches Haushaltsergebnis zu erreichen) drohen gar Sanktionen, wie die Rückzahlung von Geldern, wenn sie ihre Einsparungsziele nicht erreichen. Ist dies eine Milchmädchenrechnung? Lieber Geld für die Beseitigung von Schäden durch Extremereignisse und Klimawandel ausgeben als dies mit geringeren Kosten vorzubeugen? Zudem sehe ich ein Problem darin, dass die betroffene Kommune  so nicht einmal beginnt, über das Thema nachzudenken, selbst wenn viele mögliche Anpassungsmaßnahmen nicht investiver Art sind.  Sie verpassen die Chance, Klimaanpassung in alle Planentscheidungen und Planungsvorgaben zu integrieren und die Bürger und Unternehmen auf deren Handlungsspielraum hinzuweisen. Damit könnten sie die entscheidenden Weichen für die Zukunft stellen und Schäden und Einbußen vermeiden oder verringern helfen. 

 

Kommunale Klimaanpassung gesetzlich als Pflichtaufgabe zu verankern ist allein noch kein Garant für eine effektive Anpassung. Viele der angeführten Hinderungsgründe sind real und müssen im gleichen Zuge berücksichtigt werden, aber ich denke, sie sind nicht unüberwindbar. Die Verankerung als gesetzliche Pflichtaufgabe würde jedoch engagierten Mitarbeitern erheblich den Rücken stärken und ihnen ermöglichen, Maßnahmen zur langfristigen Daseinsvorsorge zu ergreifen bevor die Schäden noch größer und Gegenmaßnahmen noch teurer werden. 

 

Dies ist nun meine persönliche Meinung. Mich würde jedoch interessieren wie Du / Sie das Thema siehst/sehen. Wo gibt es vielleicht auch positive Beispiele? Ich würde mich über Feedback freuen. 


Vernetzt in Europa – ein Gewinn für Städte und Regionen?

19.10.2018

So könnte man meinen und ich freue mich, dass wir gemeinsam im Team von adelphi einen wichtigen Meilenstein in unserem Projekt „Erfolgreich vernetzt in Europa - gemeinsam Städte und Regionen gestalten“ im Auftrag des BMI/BBSR erreicht habe. Der Landkreis Lörrach und Weil am Rhein, der Geopark Vulkaneifel, die Städte Gudensberg und München sind die Gewinner des eingebetteten Wettbewerbs, die das Ministerium gerade bekanntgegeben hat. Herzlichen  Glückwunsch! Plätze für die Veranstaltung zur öffentlichen Preisverleihung am 28.11.2019 in Berlin sind noch frei: Anmeldung

 

Warum sich europäisch vernetzen?

Die Teilnehmer am Wettbewerb stellten klar einen Mehrwert Ihrer Vernetzungsaktivitäten und sahen ihn vor allem beim Erfahrungs- und Wissensaustausch, der neue Ideen bringt. Europäische Vernetzung fördert das Findung gemeinsamer Lösungen, Kompetenzerweiterung und kann einen besseren Zugangs zu EU-Fördermitteln ermöglichen. Mit den Aktivitäten kann die Stadt oder Region ihre Attraktivität erhöhen und die lokale Wirtschaft, z.B.  im Tourismus stärken. 

Doch…

Sich neben dem obligatorischen Tagesgeschäft, sich auch europäisch zu vernetzen ist gerade in den vielen kleineren und mittleren Städten und Gemeinden Deutschlands noch keine Selbstverständlichkeit. Während bilaterale Städtepartnerschaften mit gegenseitigen Besuchen und Jugendaustausch noch relativ weit verbreitet sind und auch viele Grenzräume mit ihren direkten Nachbarn kooperieren, nahmen im letzten Jahrzehnt nur gut 500 der rund 11.000 deutschen Städte und Gemeinden und knapp 85 deutsche Regionen an einem weiteren multilateralen Austausch mit mehreren europäischen Partnern in über Projekte oder Netzwerksinitiativen teil. Erwartungsgemäß sind Großstädte bereits gut vernetzt, bei Kleinstädten unter 10 000 Einwohnern beträgt der Anteil dagegen nur noch etwa 1%. 

 

Eine Chance für schwächere und periphere Räume

In absoluten Werten betrachtet gibt es große Unterschiede bei der regionalen Verteilung: Räume hoher Aktivität sind erwartungsgemäß die Metropolen und Metropolregionen, während Nord- und Nordost-Deutschland und Teile Mitteldeutschlands und Bayerns geringere europäische Vernetzung aufweisen. Die meisten Grenzregionen konzentrieren sich auf die unmittelbar grenzüberschreitende Zusammenarbeit. 

 

Betrachtet man jedoch die Anzahl vernetzter Gebietskörperschaften in Relation zur Einwohnerzahl pro Bundesland so überraschen einwohnerschwache Bundesländer, wie Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, die mit bevölkerungsreichen Ländern wie Bayern oder Baden-Württemberg mithalten können. Auch das Pro-Kopf-BIP im Bundesland ist nicht mit dem Vernetzungsgrad korreliert. Kommunen in ökonomisch gleich oder besser gestellte Bundesländer weisen teilweise geringere Aktivitäten pro Einwohner auf. Möglicherweise bietet gerade die europäische Vernetzung Chancen für einkommensschwächere und periphere Kommunen, ihre Attraktivität und Wirtschaftskraft zu steigern.

 

Doch woran liegt es…

dass bisher nur wenige Städte und Gemeinden die Chancen wahrnehmen und sich stärker vernetzen? Und was könnte sie befördern? Die Einflussfaktoren sind vielfältig, wie dem politischen Willen, Sprachkenntnissen und kulturellen Kompetenzen, teilweise aufwändigen Antragsverfahren oder unzureichende Personal- und Haushaltsmittel. Im Rahmen der weiteren Arbeit untersuchen wir diese vertieft. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir ihre Erfahrungen mitteilen würden. Wenn Sie in einer Gemeinde, Stadt oder Region arbeiten, wäre es äußerst hilfreich, wenn Sie Ihr Feedback direkt in unsere Online-Umfrage zu Hemmnissen und Erfolgsfaktoren der europäischen Vernetzung geben könnten. Herzlichen Dank!


Städtische Verdichtung und ein angenehmes Stadtklima – die Quadratur des Kreises?

19.10.2018

Im letzten Monat war ich beim Bundeskongress Nationale Stadtentwicklungspolitik und es ging mal unter anderem um das Thema Verdichtung. Viele Städte - in Deutschland und auch anderswo - sind wieder attraktiv geworden, nicht nur als Standort für Unternehmen, sondern auch als Wohnungsstandort. Sie verzeichnen hohe Zuzugsraten und intensive Bautätigkeit. Das Thema Nachverdichtung steht mehr denn je auf der Tagesordnung. Im Sinne von Nachhaltigkeit ist das sehr zu begrüßen - mit Wohnungen im Geschoßbau verbrauchen wir weniger Platz und Energie, fahren weniger Kilometer mit dem Auto und nutzen mehr den öffentlichen Verkehr. Und vor gut zehn Jahren hab ich vehement für kompakte Städte plädiert,  doch seit ich mich mit der Anpassung an den Klimawandel beschäftige, kommen mir auch Zweifel. Wir brauchen Grün und Durchlüftung!?

 

Sicher, wir benötigen auch freien, unbebauten Raum außerhalb der Städte als Ausgleichsräume und Kaltluftentstehungsgebiete. Eine weitgehende Zersiedelung durch Einfamilienhaussiedlungen kann nicht das Gegenmodel sein. Aber wie weit kann Verdichtung in der Stadt gehen? Was ist noch lebenswert? In Diskussionen auf  dem Kongress hielten Teilnehmer nur ein bestimmtes Maß an Verdichtung für möglich, wenn gleichzeitig noch ausreichend Grün angeboten werden soll. Ein Einfaches „Weiter so“ mit kleineren Anpassungen hier und dort stößt an Grenzen. Was wir brauchen ist eine Transformation im Städtebau. Wir müssen Funktionen und Prioritäten in unseren Städten neu denken, wenn sie trotz Klimawandel lebenswert und attraktiv bleiben sollen.

Vertikales Grün, wie intensiv begrünte Dächer und Fassaden, können zum Teil abpuffern was uns an Grünfläche fehlt. Doch was mich an der Diskussion wunderte war, dass mehr in Städte „reingepackt“ werden soll als „herausgenommen“. Können und wollen wir uns denn tatsächlich weiterhin noch durchschnittlich  37 % Verkehrsfläche an der Gesamtfläche in unseren Städten leisten? Soll neben Anlagen des Fuß- und Fahrradverkehrs, des öffentlichen Verkehrs, neben lebenswerten öffentlichen Räumen und Grünanlagen und vielem mehr der motorisierte Individualverkehr auf dem gleichen Niveau gehalten  werden? Sind zwei Parkplätze pro Wohnung, umfassende Parkplätze bei Unternehmen und Einkaufszentren usw.  noch zukunftsfähig? Ich denke, ein gutes Stadtklima kann nur mit kompakte Bauweise und Energie- und Ressourceneffizienz erreicht werden, wenn wir auch Mobilität neu und gleichzeitig attraktiv organisieren. Gerade in Städten können der öffentliche Nahverkehr, Radfahren und zu Fuß gehen echte Alternativen sein. 37% Anteil Verkehrsflächen scheint mir einfach ein verschenktes Potential für mehr Lebensqualität!


Umdenken - vom Süden lernen

20.08.2018

Die meisten von uns schätzen wahrscheinlich Gründächer als eine clevere Klimaanpassungsmaßnahme, die nicht nur viele weitere Vorteile bringt sondern zudem auch einfach sehr attraktiv sein kann. Wir kennen inspirierende Beispiele von Basel, Malmö, Kopenhagen, Rotterdam, Frankfurt, Hamburg und vielen anderen Städten.  Als ich Anfang des Sommers über Valencia einflog und die viele leeren Flachdächer sah, dachte ich daher nur: Wieviel verschwendetes Potential!

Am nächsten Morgen ging ich vom Hotel zum Veranstaltungsort und genoss ich die frische Luft in dem riesigen Park der Stadt der Wissenschaft und Kunst.  Wie angenehm! Allerdings fragte ich mich, wo wohl das ganze Wasser für die vielen frischen, grünen Rasenflächen während des trockenen und heißen mediterranen Sommers wohl herkommt.  Tatsächlich, als ich etwas später meine spanischen Kollegen dazu befragte, bestätigten sie mir, dass dies nicht ganz unproblematisch sei. Valencia nutzt Wasser minderer Qualität zum bewässern – kein Trinkwasser – das durch ein separates Leitungssystem geliefert wird. Das hört sich gut an. Nichtsdestotrotz stamme auch dieses Wasser  aus Grundwasserleitern und die Förderung belastet die natürlichen Wasserressourcen.

Das machte mich nachdenklich. Ist unsere oft nicht hinterfragte Ansicht hier weiter nördlich, dass Gründächer gut sind, doch nicht überall korrekt? Ich stelle mir vor, dass es eine Herausforderung ist, das Wasser für die Vegetation auf dem Dach in der Hitze und Trockenheit des mediterranen Sommers zu liefern. Falls Gründächer nur isolieren sollen, dann wären vielleicht eine normale Dachisolierung oder weiße Dächer kostengünstiger. Oder soll es ein angenehmer Aufenthaltsort sein? Ich bin mir nicht sicher, zumindest nicht auf den hohen frei stehenden Gebäuden. Könnte es dort angenehm in der Hitze sein? Nun, ich bin nicht der Gründachexperte und vielleicht gibt es tatsächlich gute und nachhaltige Beispiele auch im heißen und trockenen Klima. Gern würde ich mehr von solchen Beispielen erfahren.


Ich frage mich auch, ob wir, die wir weiter im Norden leben, nicht vom Süden lernen können. Gerade erleben wir einen sehr heißen, trockenen und langanhaltenden Sommer bis nach Skandinavien hinauf.  Auch in meiner Region sind alle Rasenflächen verbrannt, Bäume und Sträucher leiden. Die Stadt Frankfurt am Main unternimmt große Anstrengungen, die Bäume zu wässern, und bittet die Bürger um Hilfe. Doch der Vogelbergkreis, aus dem die Stadt unter anderem ihr Wasser bezieht hat selbst starke Probleme. In einigen Orten muss mehrmals täglich Wasser per Tankwagen geliefert werden. Bürger fragen sich, wie die Stadt in dieser Situation auffordern kann, Wasser den Bäumen zu geben. 

Es ist Zeit umzudenken und andere Strategien zu entwickeln, wie wir unser städtisches Grün angesichts des Klimawandels erhalten. Die Nutzung von Grauwasser aus Haushalten oder Unternehmen könnte eine Quelle sein, großräumig Regenwasser zu sammeln und zu speichern, nicht nur in der Gartentonne, eine andere. Und sagte ich gerade: „Alles ist verbrannt“? Nicht ganz. Einige Pflanzen haben die Trockenheit auf unserem Rasen besser überstanden. Eigentlich werden sie als Unkraut angesehen, aber vielleicht sind sie eine Option für die Zukunft?


Können wir die Hitze mit Kreativität schlagen?

05.08.2018

Normalerweise wünschen wir uns ja einen schönen Sommer, aber seit Wochen ist es nur heiß und heißer hier in der Metropolregion Frankfurt am Main und auch sonst in Deutschland. Tagestemperaturen um die 35 Grad sind der Normalzustand in diesen Wochen. Ok, einige Länder im Süden haben deutlich mehr. Heißt das vielleicht wir beklagen wir uns bloß zu viel? Der Hauptunterschied zu südlichen Länder ist jedoch, dass wir für eine solche Hitze nicht ausgerüstet sind und kaum eine Möglichkeit haben, ihr zu entkommen. Die Wohnungen heizen sich auf und die Nächte zu warm, um die Temperatur wieder herunterzubringen. Klimaanlagen in Privatwohnungen sind eher selten und recht teuer. Man kann der Hitze kaum entkommen.


Doch ein Sommer wie diese wird in wenigen Jahren ganz normaler Durchschnitt sein. Es ist an der Zeit zu überdenken, wie wir mit damit umgehen wollen ohne die Situation mit spontanem individuellem Aktionismus, beispielsweise vielen einzelnen Klimaanalagen, die zusätzlich Energie verbrauchen, weiter anzuheizen. Wie können wir die Hitze aus unseren Wohnungen heraushalten oder wo können wir kühle und zugängliche Plätze finden? In meiner kleinen Stadt sind es nur die zwei Supermärkte. Vielleicht sollten wir kühle Plätze aller Art verzeichnen und deren Öffnung anregen, die Bedürftigen zumindest kurzzeitig eine Erholung geben könnten. Ich habe bemerkt, dass die S-Bahn gut klimatisiert ist. Vielleicht sollte ich mir eine Tageskarte kaufen und dort arbeiten??

Trotz all der Notwendigkeit und Ernsthaftigkeit schnell und effektiv zu handeln, denke ich sollten wir den Sommer auch genießen und Spaß und Kreativität nicht vergessen. Vielleicht entdecken wir neue Plätze und Wege? Eine Party in der Tiefgarage? Können wir Brunnen anders nutzen? Oder den Wert von öffentlichen Trinkbrunnen wiederentdecken, wie ich ihn just in Frankfurt gesehen habe…?


Den Einstieg finden: Selbsttest für kleine als auch größere Kommunen

14.6.2018

Letztens habe ich einen Kollegen getroffen, der mir erzählte, dass selbst die Teilnahme an Workshops oder Fortbildungen zur Anpassung an den Klimawandel für viele noch einen zu hohen Aufwand bedeutet. Ist es dieser Aufwand? Oder ist es doch eher die fehlende Klarheit, ob überhaupt und wie die eigene Kommune tatsächlich betroffen ist? Wo soll man anfangen, das komplexe Gewirr von Informationen, Wirkungen, Handlungsoptionen und Notwendigkeiten zu entwirren um sich zumindest erst einmal einen groben Überblick zu verschaffen?

Wahrscheinlich vergessen wir Experten bei all dem Fortschritt von Klimaanpassungsaktivitäten in Städten gerade die Kleinen. Ich habe gerade an eine Studie gearbeitet in der wir die Teilnahme von Kommunen an europäischer Verflechtung analysiert haben. Während große Städte relativ gut vernetzt sind, sind es bei Gemeinden unter 10 000 Einwohnern nur 1%, obwohl diese 85% aller Städte und Gemeinden in Deutschland ausmachen! Ich vermute, dass die Situation beim Thema Klimaanpassung, dass ebenso wie europäische Vernetzung noch keine explizite Pflichtaufgabe der Kommunen ist, ähnlich ist.

 

Ich habe bereits früher einen Blogartikel veröffentlicht, über mögliche Wege es auch kleinen Städten und Gemeinden ermöglicht werden kann, aktiv Klimaanpassung zu betreiben: Ist städtische Klimaanpassung nur etwas für große und reiche Städte? (17.10.2017). Letztens habe ich auch über das LIFE Projekt Local Adapt erfahren, das speziell kleinen Kommunen im Deutschland, Tschechien, Österreich und Lettland unterstützt. Diese fühlen sich oft von Veranstaltungen und Leitfäden nicht angesprochen, sehen diese eher als relevant für größere Städte. Was hilft?

Ich habe nicht die perfekte Antwort kann aber ein einfaches Hilfsmittel für gerade diese Zielgruppe bieten: einen einfachen Selbsttest den man bequem vom eigenen Schreibtisch aus in wenigen Minuten oder auch länger - je nachdem wie tief man einsteigen will - durchführen kann. Er verschafft einen Einstieg, gibt einen groben Überblick, zeigt Handlungsbedarf und Dringlichkeit auf und gibt einen Ausblick, wie man auch als kleine Kommune weiterkommen kann. Er könnte den Stein ins Rollen bringen. Ich würde mich sehr über Feedback zur Nutzbarkeit des Schnelltest als auch generell zur Situation freuen. Die weitere Verbreitung des Tests ist natürlich erwünscht!


Bürger und Entscheidungsträger wissen zu wenig über ihre Optionen sich an Hitzewellen anzupassen

14.6.2018

Es überrascht mich jedes Mal, wenn ich sehe, wie gering doch das Bewusstsein und praktische Wissen unter der Bevölkerung, Hausbesitzern, Unternehmen und Betreibern ist. Während des schönen warmen Sommerwetters in Mai und Juni im zentralen und nördlichen Europa, wurde ich gleich mehrmals an die Realität im Alltag erinnert:

  • Ich schwitzte in einem sehr heißen Bus in Frankfurt am Main. Er war modern und mit Klimaanlage ausgestattet, aber der Fahrer hatte die Deckklappen geöffnet und damit die Klimaanlage komplett nutzlos gemacht. Wahrscheinlich hatte ihn niemand geschult, wie man die Temperatur an heißen Tagen effektiv unten hält. Was nützt ein solch hochmoderner Bus, wenn er nicht sachgemäß betrieben wird?

  • Ich war in den Ferien in Dänemark, kam in Kopenhagen an und nahm die vollautomatische Metro in die Stadt. Darin war unglaublich heiß! Etwas später las ich in der Zeitung, dass seinerzeit die Metrogesellschaft entschieden hatte, die Züge ohne Klimaanlage zu beschaffen. Und nun? Züge und Verkehrsinfrastrukturen sind auf Jahrzehnte ausgelegt. Diese nachträglich klimasicher zu machen ist oft sehr teuer oder gar nicht möglich. Dabei sind Lösungen bereits heute auf dem Markt: Züge verkehren auch in Ländern mit heißem Wüstenklima problemlos. Den Verantwortlichen hierzulande fehlt jedoch oft das Bewusstsein und die Vorstellungskraft für die zukünftigen Klimaherausforderungen.

  • In den Wohnungen meiner Freunde in Dänemark war es heiß. Während ich bei mir in Deutschland an heißen Tagen die Jalousien herunterlasse um sie nicht aufzuheizen, haben sie erst gar keine, höchstens leichte Vorhänge innen. Es ist wohl eine kulturelle Sache. Das Licht ist im Winter spärlich und Dänen scheinen daher so viel wie möglich Licht hereinlassen zu wollen. Je mehr je besser. Diesen Mai und Juni stöhnen sie aufgrund der langen Hitzewelle, eine Wettersituation die wohl in der Zukunft vermehrt vorkommen wird. Aber die Sonne auszusperren wie in Südeuropäischen Länder? Das kommt nicht in Frage! Dann wäre es ja recht dunkel in der Wohnung.

Natürlich fehlt Bewusstsein und Wissen auch in anderen Ländern. Das Foto zeigt, dass auch in meinem Wohnort in Deutschland einige Bauherren die Verschattung „vergessen“ haben. Jedoch preist der Markt Lösungen an. Eine Werbeanzeige verspricht effektive Kühlung mit kleinen transportablen Klimaanlagen. Zudem steht dort, dass Sie kein schlechtes Gewissen haben sollten, denn diese Geräte haben die Energieklasse A. Aber 2000 Watt pro Stunde um vielleicht 60m2 herunterzukühlen?! Soll das wenig sein, insbesondere, wenn man bereits die Temperatur mit passiven Maßnahmen weiter unten halten kann. Doch Leute kaufen diese. Ist das die zukünftige Lösung? Oder treiben wir da den Teufel mit dem Beelzebub aus? Sollten wir uns nicht besser beeilen, die Bevölkerung, Hauseigentümer und Infrastrukturbetreiber über ihre Handlungsoptionen aufzuklären bevor sie diese bauen oder renovieren – ein Zeitpunkt an dem sie noch kostengünstige integrierte Lösungen wählen können?


Anpassung an den Klimawandel ist in unserer Gemeinde bereits gut etabliert. Korrekt?

26.4.2018

Vor einigen Jahren hat das Bundesumweltministerium ein Förderprogramm, die sogenannte Kommunalrichtlinie der Nationalen Klimaschutzinitiative, aufgelegt, das Kommunen ermöglicht, einen Klimaschutzmanager einzustellen. Dieses Programm wurde zunehmend populär. Bisher existiert jedoch keine vergleichbare Förderung für Klimaanpassungsmanager. Nichtsdestotrotz kann man beobachten, dass eine zunehmende Zahl von Kommunen sich der Notwendigkeit zur Anpassung an den Klimawandel bewusst geworden ist und bereits Anpassungsmaßnahmen in Angriff genommen hat. Das hört sich gut an. Sind wir auf der sicheren Seite?


Über die letzten Wochen und Monate habe ich mich mit einer Reihe von mittleren und kleineren Städten und Gemeinden unterhalten, die mir von ihren Aktivitäten, sich an dem Klimawandel anzupassen, erzählt haben. Ich finde diese Entwicklung großartig. Allerdings, nachdem ich einen Blick in die Unterlagen genommen hatte, war ich etwas ernüchtert. Ja, die Schaffung von Grünflächen, Gründächern und -wänden kann hervorragend dazu beitragen, die Klimaauswirkungen vor Ort zu mindern. Außerdem erbringen sie noch vielfältigen anderen Nutzen und sie verschönern unsere Städte und Gemeinden. Doch, werden diese einzelnen Maßnahmen ausreichen, um mit den auf uns zukommenden Klimawandelherausforderungen umzugehen? Sind sie ausreichend dimensioniert, sind sie am richtigen Platz und sinnvoll gestaltet? Benötigen wir weitere Maßnahmen, um sie zu komplementieren? Sind die Städte und Gemeinden damit widerstandsfähiger und sicher gegenüber Klimaveränderungen?

 

Bauen wir das Haus vor dem Keller?

Was ich selten in diesen Städten und Gemeinden finden kann sind Informationen zu ihrer Verwundbarkeit. Kennen diese die spezifischen Risiken des Klimawandels für die eigene Kommune in den kommenden Jahrzehnten? Die Verantwortlichen haben natürlich von den Gefahren, wie steigenden Temperaturen und Hitzewellen, höheren Risiken für extreme Starkregenereignisse, Hochwasser, Wasserknappheit und dergleichen gehört, aber sie haben eher selten eine klare Vorstellung davon, wie sich diese konkret auf die verschiedenen Gruppen ihrer Bürger, Gebäude, existentielle Infrastruktur und Dienstleistungen in ihrer Kommune auswirken werden. Generelle Wirkungen des Klimawandels werden durch die lokale Situation in den Städten und Gemeinde, wie dem Grad der Versiegelung von Flächen, niedrig liegendes Gelände oder einen hohen Anteil alleinlebender älterer Menschen, weiter verstärkt. Die konkreten Einwirkungen unterscheiden sich daher von Ort zu Ort und erfordern angepasste Maßnahmen. Ich vermisse das Fundament für die lokale Klimaanpassung – eine systematische Analyse der Verwundbarkeit, die die spezifischen Risiken und Brennpunkte zeigt! Erst dann kann ich doch wirklich planen und die wirksamsten Maßnahmen identifizieren, oder?

Doch woher kommt das Problem? Hier sind sicher mehrere Faktoren beteiligt. Positiv wirkt zunächst erst einmal das gestiegene Bewusstsein und die gefühlte Verpflichtung handeln zu müssen. Diese Städte und Gemeinden agieren meist schon erfolgreich beim Klimaschutz. Klimaanpassung wird dann einfach zum integrierten Klimakonzept hinzugefügt und die Aufgabe wird dem Klimaschutzmanager übertragen. Auch dies erscheint grundsätzlich sinnvoll. Das Problem besteht eher in der Art und Weise, wie diese Aufgabe dann angegangen wird. In den Plänen kann ich gewöhnlich eine detaillierte Analyse der Quellen der Treibhausgasemissionen und systematisch abgeleitete Emissionsminderungsmaßnahmen finden, aber ich kann nicht eine gleichwertige Analyse finden, um mit den Klimawandelgefahren umzugehen. Zudem sind Klimaschutzmanager normalerweise in den Feldern Umwelttechnologie, Energieeffizienz, eventuell Mobilität ausgebildet. Klimaanpassung erfordert jedoch anderes Wissen und Fähigkeiten, wie Geographie, räumliche Planung, natürliche Prozesse, Wassermanagement, Gesundheit und Soziales sowie die Wechselwirkungen zwischen diesen Themen. Sind sich die Städte und Gemeinden der Notwendigkeit unterschiedlicher Herangehensweisen bewusst?


So sehr ich die stärkere Integration von Klimaschutz und Klimaanpassung befürworte, denke ich doch, dass ein größeres Bewusstsein für die spezifischen Anforderungen, die eine effektive Klimaanpassung stellt, notwendig ist und wir das erforderlichen Wissen bei den Planern und Entscheidungsträgern aufbauen müssen. Ich habe meine Zweifel, ob der Klimaschutzmanager allein diesen Anspruch erfüllen kann. Wäre es nicht besser, in einem Tandem mit einem Anpassungsmanager zu agieren? Ich denke es ist Zeit, Klimaanpassung gleichen Professionalität zu berücksichtigen wie Klimaschutz!


Worin besteht der Nutzen einen Preis zu gewinnen?

11.2.2018

Es war im Jahr 2009 und ich war unter den ersten Mitgliedern des Bewertungskommitees für den Wettbewerb zur europäischen Umwelthauptstadt, den die Europäische Kommission gerade initiiert hatte. Während ich mich über die Aufmerksamkeit freute, die die Kommission der städtischen Umwelt entgegenbrachte, in einer Zeit in der die städtische Dimension nur geringe Berücksichtigung auf der europäischen Ebene genoss, so fragte ich mich doch, ob es Sinn ergibt, noch einen weiteren Wettbewerb zu initiieren. Gab es doch schon zahlreiche Städtevergleichen und Rankings „Die beste Stadt ist ...“, „Die lebenswerteste Stadt ist ...“. Was wäre der Mehrgewinn für Städte durch eine Bewerbung als grüne Umwelthauptstadt Europas? Werden sich überhaupt ausreichend Städte bewerben, bei einem Preis, bei dem es kein Geld zu gewinnen gibt, wohl aber die Verpflichtung zu einem Jahr voller Öffentlichkeitsarbeit und Aktionen. 

 

Nach einer Pause von 7 Jahren bin ich nun wieder in das Bewertungsteam zurückgekommen. Und der Wettbewerb ist noch immer am Leben und vital! Die Kommission hat die Initiative sogar noch um einen zweiten Wettbewerb - Green Leaf, für kleinere Städte und mit einer vereinfachten Prozedur, erweitert. Es muss also doch ein Wert in der Teilnahme liegen. Einige Städte haben sich sogar erneut beworben. 

Ich erinnere mich, dass in den frühen Jahren, einige teilnehmende Städte mir begeistert erzählten, dass es sie sich durch den Bewerbungsprozess plötzlich mit Verwaltungseinheiten oder anderen kommunalen Organisationen austauschen mussten, zu denen sie zuvor keinen Kontakt hatten. Die thematische Breite des Wettbewerbs forderte sie hierzu heraus, brachte ihnen so neues Wissen und Ideen. Sie erleichterte die Integration der Arbeiten und ermöglicht ihnen dadurch Synergien zu nutzen und effektiver zu arbeiten. Aber ist das ein ausreichender Grund für eine Teilnahme? Könnten sie diese Integration nicht auch selbst ohne den Aufwand des Wettbewerbes herstellen?

Löwen in Belgien ist der Gewinner des 2018 Green Leaf Wettbewerbs und hebt einen anderen Aspekt hervor. Die Stadt insgesamt - Verwaltung, Politiker und Bürgerinnen und Bürger fühlen sich geehrt, dass ihr Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit ist umfassend und direkt von der Europäischen Kommission wertgeschätzt wir. Ihre Bemühungen ergeben plötzlich Sinn auf der europäischen Ebene. Die Stadt erreicht eine europaweite Anerkennung. Kollegen anderer Städte in Belgien und anderswo befragen und laden Löwens Repräsentanten ein, um von ihrer Erfahrung zu lernen. Und während Löwen, frühere Gewinner und gelistete Städte ihre Geschichten teilen, erfahren sie gleichzeitig eine andere Perspektive auf die eigenen Erfahrungen, erhalten neue Impulse und können sich weiter verbessern.

Gewinner oder gelistet zu sein katapultiert diese Städte in die Europäische Liga. Im Scheinwerferlicht zu stehen zu initiieren ach sie stolz, hilft ihnen, ihre Umweltaktivitäten weiter zu konsolidieren und die notwendige politische Unterstützung durch den Bürgermeister die Stadtverordneten als auch der Bürger für die Umsetzung der Maßnahmen zu erhalten. Die Netzwerkkontakte und der Austausch der Erfahrungen bringen neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlichen Akteuren hervor, einschließlich der Öffnung neuer unternehmerischer Möglichkeiten. Außerdem kann die Sichtbarkeit Zugang zu EU Fördermöglichkeiten erleichtern, indem andere Akteure nach geeigneten Partnern für größere EU Projekte suchen und so kommen EU Gelder beinah von allein. 

 

Ich bin wirklich interessiert zu sehen, welche interessanten und inspirierenden Geschichten die Bewerberstädte der neuen Wettbewerbsrunde teilen werden und welchen weiteren Nutzen die früheren Gewinner benennen können.

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Welches ist die  beste Handlungsanleitung für einen lokalen Klimaanpassungsprozess?

7.1.2018

„Problem Klimawandel erkannt - lasst uns anfangen! Wir nehmen eine Handlungsanleitung und folgen ihr. Ups!? Es gibt so unglaublich viele davon! Welche ist denn nun die beste für uns? Wie können wir das herausfinden? Schließlich wollen wir eine clevere Wahl treffen.“ Kommt Ihnen diese Situation auch bekannt vor?

Tatsächlich gibt es sehr viele Handlungsanleitungen und Werkzeuge mit deren Hilfe man einen Klimaanpassungsprozess initiieren und durchführen kann. Selbst ich, mit einem relativen breiten Erfahrungshintergrund zur städtischen Klimaanpassung in Europa, habe aufgehört sie zu zählen. Es scheint, dass jeden Tag Neue hinzukommen. Nahezu jedes europäische oder nationale Forschungsprojekt, jedes Förderprogramm und jede Initiative für Klimaanpassung scheinen ihren eigenen Leitfaden zu entwickeln. Ja, die Anwendung von Forschungsergebnissen und ihre praktische Nutzbarmachung sind wichtig, aber brauchen wir tatsächlich so viele Leitfäden und Werkzeuge? Unterscheiden sie sich wesentlich voneinander?


Ich würde sowohl ja als auch nein sagen. Ja in Bezug darauf, dass immer wieder neue Aspekte in den Vordergrund rücken, sei es beispielsweise die Verknüpfung mit genereller Resilienz oder neue Formen der Beteiligung, jedoch eher ein “nein“ hinsichtlich der wesentlichen Komponenten des Prozesses, die nahezu gleich bleiben. In Anerkennung dieses Umstandes, wurde das Urban Adaptation Support Tool des Bürgermeisterkonvents für Klima und Energie als ein Metawerkzeug designt. Es beschreibt kurz die wesentlichen Schritte eines Anpassungsprozesses und verweist dann für die Umsetzung auf geeignete detaillierte Leitfäden und Werkzeuge, die von anderen Quellen bereits bereitgestellt werden. Trotzdem, während die Initiative kein weiteres Werkzeug entwickelt hat, die Anzahl verfügbarer Anleitungen wurde dadurch nicht reduziert.

Wahrscheinlich bedarf es einer Anleitung für die Auswahl des richtigen Leitfadens. Digital oder auf dem Papier könnte er die Leitfäden und Werkzeuge in ihrem Kontext beschreiben und damit bei der Auswahl helfen. Er sollte die Umstände darstellen unter denen die Werkzeuge am besten funktionieren, beschreiben für wen sie entwickelt sind, ihren spezifischen Schwerpunkt darstellen und angeben inwiefern sie sich von anderen unterscheiden, den nötigen Aufwand für sie Anwendung beschreiben und Beispiele, in denen der Leitfaden erfolgreich angewendet wurde, aufzeigen. Das könnte den potentiellen Nutzern die Auswahl erleichtern. Aber ist das genug?


Eine andere Erfahrung, die ich immer wieder mache, handelt von Vertrauen. Wenn man Kollegen anderenorts kennt, denen man vertraut oder regionale / nationale Behörden oder Netzwerke, die Handlungsanleitungen anwenden oder anbieten, so tendieren lokale Akteure dazu genau diese zu benutzen, da sie der Quelle vertrauen. Dieser Ansatz spart ihnen Zeit, die verfügbaren Leitfäden zu prüfen um zu einer Entscheidung zu kommen. Allerdings könnten sich dadurch ihre Chancen verringern, die für sie besten Leitfäden und Werkzeuge zu finden.


Das muss jedoch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Förderer von lokalen Akteuren wie regionale und nationale Regierungen oder Netzwerke müssen nicht notwendigerweise ihre eigenen Handlungsanleitungen entwickeln. Das Projekt ClimAdaPT.Local in Portugal ist ein bemerkenswertes Beispiel für einen effektiveren Ansatz. Hier haben Experten der Universität Lissabon das sehr erfolgreiche Tool Adaptation Wizzard of UKCIP aus Großbritannien verwendet und an portugiesische Bedingungen angepasst. Sie haben 26 Kommunen weitergebildet und die Anwendung des Tools unterstützt, mit dem Ergebnis, dass 26 Kommunen innerhalb kurzer Zeit eine systematische Vulnerabilitätsanalyse produziert und eine Anpassungsstrategie entwickelt haben.

 

Dieser kombinierte Ansatz, bei dem Förderer die verfügbaren Leitfäden und Werkzeuge untersuchen und sortieren, geeignete an den Bedarf der lokalen Akteure anpassen und diese im Umsetzungsprozess begleiten, scheint auch in einigen anderen Regionen erfolgreich zu sein.  Die Region Barcelona hat das Urban Adaptation Support Tool auf die Bedürfnisse ihrer Städte und Gemeinden angepasst (siehe Artikel vom 17.10.2017). Das EU Projekt RESIN befähigt Manchester, Bilbao, Bratisalva und Paris seine Methode anzuwenden und erweitert nun den Rahmen zu sogenannten Tier 2 Städten und im MPA Projekt - Urban Adaptation Plans des polnischen Umweltministeriums entwickelt es gemeinsam mit 44 polnischen Städten Klimaanpassungspläne.


Und wie empfinden Sie die Situation? Was ist Ihre Erfahrung und welche Wege wählen Sie um mit der Flut an Leitfäden umzugehen? Kommentare sind herzlich willkommen.


Wie sieht unsere Stadt im Jahr 2040 aus? - Der Versuch eines Visionsprozesses

2.11.2017

Deine Stadt im Jahr 2040: Wie wirst du, werden deine Freunde und Nachbarn leben angesichts all der kommenden Veränderungen in der Bevölkerung, Lebensstilen, Technologie, Klima …? Wie wird das Leben aussehen in gut 20 Jahren? Wie werden die Schlagzeilen der lokalen Presse lauten? Dies waren Fragen, die ich jungen Bürgern im Alter von 18-23 in zwei Visions-Workshops gestellt habe, die ich für die Stadt Hofheim am Taunus organisiert habe. Die Reaktionen überraschten mich. Zuerst gab es nur Achselzucken. Die jungen Menschen hatten bisher kaum über die weiter entfernte Zukunft nachgedacht. Dann kamen vor allem düstere Visionen auf.

Sie empfanden die vielen Trends und Veränderungen eher als eine Gefahr als dass sie darin Möglichkeiten sahen. Internet, Telekommunikation, virtuelle Realitäten: Während sie die Technologien nutzen, bemängeln sie gleichzeitig die negativen Effekten durch den Verlust an persönlichem Kontakt und Empathie, aber sie erwarten, dass der Trend sich fortsetzen und sogar noch verschlimmern wird. Fahrerlose Busse und Autos:  Das fühlt sich unbehaglich an. Klimaänderungen: Ich möchte lieber gar nicht darüber nachdenken, was da auf uns zukommt, das ist beängstigend.

Während ich auch diese Risiken wahrnehme, sehe  ich doch auch die Chancen in Form von grüneren, sozialeren und lebenswerteren Städten, wenn wir weise und vor allem jetzt handeln. Sie sehen diese jedoch nicht. Wir Experten, aber auch die Medien informieren über die tiefgreifenden Konsequenzen der Klimaänderungen, aber wir sprechen nicht in gleicher Weise über die Chancen. Viele Menschen scheinen die Veränderungen des Klimas und andere Trends als ein Unheil zu sehen. Viele Blockbusterfilme über die Zukunft scheinen das zu unterstützen. Die Menschen sind verängstigt, fühlen sich ausgeliefert. Sie ignorieren das Problem oder resignieren. Wer arbeitet dann an positiven Visionen?

Nach einer Weile jedoch, kamen die jungen Menschen auch mit positiven Visionen und hatten Spaß am Brainstormen. Es entstanden teils verrückte Ideen, aber das half über den Tellerrand zu schauen. Es war möglicherweise das erste Mal, dass sie nach ihren Ideen für die Stadt gefragt wurden und Wege sahen, die Zukunft selbst mitzugestalten. Sie fühlten sich nicht länger komplett den Veränderungen ausgeliefert. Statt dessen formulierten Sie ihre Wünsche, untersuchten, wie sie die Trends beeinflussen oder nutzen könnten und welche Bedingungen in der Stadt und im Allgemeinen sich dafür ändern müssten, ob dies nun das Verhalten der Mitmenschen, Verwaltungsprozesse oder Machtverhältnisse betraf.

Diese zwei Workshops waren eher kurz und vor allem dazu angelegt einen Ansatz für einen wesentlich breiteren Visionsprozess zu testen  - und dieser Ansatz wurde bestätigt. Trotz dieser Begrenzungen in Zeit und Anzahl der Teilnehmer, brachten die Teilnehmer spielerisch einige erste positive und lebendige Ideen hervor. Eine wichtige Stellschraube von düsteren zu positiven Visionen war das Gefühl  unter den Teilnehmern, Einfluss zu haben. Zu fühlen, dass sie aktiv dazu beitragen können, die Zukunft zu gestalten uns nicht den Veränderungen um sie herum einfach ausgesetzt sind, setzte Kreativität und Engagement frei.  Mir war die Bedeutung partizipativer Prozesse für die Stadtentwicklung wohl bekannt, aber ich muss zugeben, dass ich diese weitreichenden Effekte, die über ein spezifisches Projekt hinausgehen und zu einer insgesamt positiveren Vorstellung von der Zukunft beitragen, eher unterschätzt habe.


Ist städtische Klimaanpassung nur etwas für große und reiche Städte?

17.10.2017

Oder gibt es auch einen Weg für kleine Städte und ländliche Gemeinden?

 

Als ich letztens eine Konferenz zur Klimaanpassung in Hessen besuchte, erfuhr ich von vielen inspirierenden Aktivitäten und  dem Fortschritt in meiner eigenen Region. Selbst ein spezielles Förderprogramm für Klimaanpassungsaktivitäten ist verfügbar. Während ich in der Mittagspause in der Sonne herumwanderte kam ich mit einer Kollegin aus einer kleinen Gemeinde ins Gespräch. Sie erzählte mir, dass das sich alles ganz toll anhört, all diese präsentierten Aktivitäten und die Verfügbarkeit von Fördermitteln. Wie aber können sie, die so klein sind, nicht wissen wie sie beginnen sollen, wo wir die notwendigen Daten und das Wissen herbekommen, um überhaupt erst einmal einen solchen Förderantrag schreiben zu können, handeln? Wie können die, die keine Kapazitäten im Bereich Anpassung  haben und doch durch beispielsweise häufige Hochwasser bedroht sind, hier weiterkommen?

Ich habe die gleiche Geschichte auch schon aus anderen europäischen Ländern gehört. Es gibt diese scheinenden und stark inspirierenden Vorzeigebeispiele  großer Anpassungsbestrebungen und -ergebnisse. Einige Städte, wie Kopenhagen, nutzen Klimaanpassung sogar dazu die ganze Stadt zu transformieren, sie gleichzeitig grüner und attraktiver zu machen. Nichtsdestotrotz hat die Mehrheit der europäischen Städte und Gemeinden noch nicht mit der Anpassung begonnen. Einige hundert Städte beteiligen sich in europäischen klimaanpassungsbezogenen Initiativen, während fast 7000 Kommunen sich dem EEA Bericht  Urban adaptation to climate change 2016 zufolge bereits an Klimaschutzmaßnahmen beteiligen. Sicher, die Zahl wird über das letzte Jahr gestiegen sein, aber ich würde noch nicht ein völlig neues Verhältnis erwarten. Insbesondere, die kleineren Städte und Gemeinden scheinen diejenigen zu sein, die die größten Probleme haben ihre Situation zu analysieren und geeignete Maßnahmen zu initiieren. Wenn man berücksichtigt, dass fast zwei Drittel der europäischen Bevölkerung in kleineren Städten, Vorstädten und ländlichen Gemeinden leben, braucht Europa einen besseren Fokus, gerade die Vielzahl der kleineren Akteure zu aktivieren, um klimaresilient zu werden.

Kleine Städte und Gemeinden sind mit anderen Herausforderungen konfrontiert

… als größere und benötigen eine andere Herangehensweise. Normalerweise ist der kommunale Angestellte der für Klimaanpassung zuständig sein sollte auch für viele andere Bereiche, wie Umwelt, Bauleitplanung, Wassermanagement usw.,  verantwortlich. Das ermöglicht ihm eine engere Verbindung und bessere Grundlage für die Integration von Anpassungsbestrebungen in andere Arbeitsbereiche herzustellen. Gleichzeitig bedeutet es aber auch sehr geringe zeitliche Ressourcen für das Anpassungsthema. Sollte tatsächlich jede Kommune neues Personal einstellen und ihren eigenen Klimaanpassungsmanager haben oder ist das völlig überzogen? Gibt es einen anderen Weg?

Als ich vor einiger Zeit den EEA Bericht entwickelte, betrachtete unser Team einige Karten, die die Städte zeigten, die ich in Klimaanpassungsaktivitäten engagierten. Hier  entdeckten wir einige starke Häufungen. War dies ein technischer Fehler? Diese Cluster enthielten ganz kleine Kommunen, von denen ich noch nie gehört hatte. Eines dieser Cluster ist die Provinz Barcelona. Wir fragten uns, ob vielleicht die Region hier etwas unternommen hat. Wir fanden einen Ansprechpartner, fragten nach und tatsächlich, die regionale Regierung - Diputació de Barcelona – unterstützt aktive ihre Kommunen dabei, Klimaschutz- und Klimaanpassungsaktivitäten zu entwickeln. Sie nimmt den Kommunen Aufgaben ab, die ohnehin für alle gleichlautend wäre und erledigt diese stattdessen selbst. Dies betrifft die Sammlung entsprechender Daten, die regional angepasste Aufbereitung von nationalen und europäischen Informationen, die Vorauswahl und Anpassung von Methoden und Instrumenten, das Auffinden von Fördermöglichkeiten und Hilfe bei der Bewerbung.  Das bedeutet einen grösseren Aufwand seitens der regionalen Behörde, aber insgesamt eine wesentlich höhere Effizienz und Effektivität  in der gesamten Region und eine Entlastung für die Kommunen.  Dieses Ergebnis ist wirklich ermutigend! (Siehe auch im  EEA Bericht, S. 57)  

Änliche Ergebnisse konnten wir auch bei Städte der UNISDR-Initiative “Making cities resilient” finden, z.B. in der Provinz Potenza in Italien und einigen österreichischen Regionen (Karte), die ähnliche Ansätze verfolgen.

Das Potenzial der Regionen freisetzen

Angesichts dessen, dass die regionale Ebene so effektiv sein kann viel mehr Gemeinden zu befördern könnte eine stärkere Fokussierung auf diese Aufgabe eine Durchbruch sein, Europa wirklich klimaresilient zu machen. Gemessen an diesem Potenzial kann ich bisher jedoch nur wenig Aufmerksamkeit bei anderen Regionen erkennen, diesen Beispielen zu folgen. Die meisten Förderprogramme zielen auf die nationale oder die lokale Ebene. Wenn es die regionale Ebene ist, dann fokussieren die Aktivitäten für gewöhnlich auf Herausforderungen, die einen regionalen Lösungsansatz statt eines lokalen benötigen, wie zum Beispiel bei Flusshochwässer. Diese Ansätze sind ebenfalls sehr wichtig, aber der komplementäre Ansatz, der alle gleichgerichteten lokalen Aktivitäten bündelt und damit jede einzelne kleine Gemeinde befähigt, sich anzupassen, wird noch nicht wirklich verfolgt.